Für ein Viertel der Deutschen ist das Homeoffice heute Alltag und hybride Arbeitsweisen nehmen rasant an Fahrt zu. Wie kann also in herkömmlichen Büroetagen heute ein Wohlfühlort entstehen, zu dem die Mitarbeitenden gerne zurückkommen, in dem die Teams optimal zusammenarbeiten und gute Leistungen erbracht werden können?
Ergonomie im Büro synchronisieren
Wer heute ein Büro umgestaltet oder zoniert, sollte die gesamte Wirkung eines Raumes auf den Menschen bedenken. Im Zusammenspiel verschiedener Komponenten, wie Möbel, Farben, Bewegung, Luftqualität, Temperatur, Beleuchtung und Akustik entsteht eine ganzheitlich ergonomische Arbeitsumgebung, die einen positiven Einfluss auf die Effizienz, die Gesundheit und das Wohlergehen der Mitarbeitenden hat. Auch organisatorische und soziale Faktoren wie zum Beispiel die Arbeitsbelastung und der Workflow tragen zu einer gesunden Arbeitsumgebung bei. Auch sollte überprüft werden, ob arbeitsbedingter Stress und Mobbing den Arbeitsalltag belasten und wie das Zugehörigkeits- und Sicherheitsgefühl gestärkt werden kann.
Die beste Sitzhaltung ist die nächste
Viele Menschen verbringen die meiste Zeit ihres Tages im Sitzen. Wer zu Hause arbeitet, bewegt sich in der Regel noch weniger als im Büroalltag. Mit höhenverstellbaren Tischen kann ein enormer Effekt erzielt werden: Wer nur drei Stunden täglich an fünf Tagen in der Woche im Stehen arbeitet, erzielt jährlich den gleichen positiven gesundheitlichen Effekt wie mit zehn gelaufenen Marathons.
Neben Bürostühlen, die Bewegung fördern, kann auch die Bürofläche selbst zur Bewegung anregen und damit zu mehr Gesundheit beitragen. Verschiedene Arbeitsorte laden zum Beispiel dazu ein, eine Aufgabe an einem dafür geeigneten Ort zu verbringen, der nicht der eigene Schreibtisch ist, wie zum Beispiel eine kleine Bibliothek oder eine Raum-in-Raum-Lösung.
Teamwork first
Besprechungen und Teamarbeit sind wichtige Aspekte der Arbeit in einer Büroumgebung. Deshalb sollte man in verschiedene Arten von Besprechungsräumen investieren – von flexiblen Lösungen für Kurzbesprechungen bis hin zu Projekt- und Konferenzräumen. Es ist wichtig, Räume zu schaffen, die den verschiedenen Arten von Besprechungen im Unternehmen entgegenkommen. Dies steigert Effizienz und Kreativität. Ein weiterer Weg, um die Effizienz von Besprechungen zu steigern, ist die zunehmende Nutzung von Videokonferenzen. Mit der richtigen Technologie ist es einfach, persönliche Gespräche ohne die Notwendigkeit von Auto-, Zug- oder Flugreisen durchzuführen und so Zeit und Geld zu sparen. Hierfür sollten geeignete Räume bereitstehen, die zum einen die nötige Konzentration für die Videokonferenz bieten und andere gleichzeitig nicht ablenken.
Modulare Raumgestaltung
Bei dem Trend zur modularen Raumgestaltung können nicht nur Büroflächen optimal genutzt werden, es ist auch möglich mit solchen Möbelmodulen, dem Bedürfnis nach Ruhe und Zurückgezogenheit der Mitarbeitenden Rechnung zu tragen. In offenen Büroflächen, wo aktivitätsbasiertes Arbeiten im Vordergrund steht, bieten sie flexible Möglichkeiten, auch die der Umgestaltung.
Die Sinne arbeiten mit
Farben können das Wohlbefinden erheblich steigern und sogar Verhaltensweisen stimulieren. Auch wenn jeder Mensch von Farben in unterschiedlicher Weise beeinflusst wird, gibt es bestimmte Parameter, mit denen wir uns in verschiedenen Tätigkeitsbereichen wohler fühlen. Kühle Farben wie helle Grün-, Blau- und Beigetöne eignen sich eher für längere Konzentrationsphasen. Blau ist eine ideale Farbe für beruhigende und entspannende Räume, während Gelb die Kreativität fördert. Zu viele oder zu kräftige Farben können ablenken.
Auch eine sorgfältige Planung der Beleuchtung des Arbeitsumfelds kann die Leistung der Mitarbeitenden verbessern und dafür sorgen, dass sie sich wohler fühlen. Wichtig sind vor allem ausreichend Licht am richtigen Ort, eine gleichmäßige Ausleuchtung der Arbeitsfläche und nicht geblendet zu werden. Da sich die Sehkraft im Laufe des Lebens verändert, benötigen besonders ältere Menschen bis zu zweimal so viel Beleuchtung beziehungsweise Helligkeit als jüngere Menschen. Optimal ist die Möglichkeit, die Beleuchtung individuell einzustellen, zum Beispiel mithilfe von Dimmern oder Sonnenblenden.
Die Temperatur und die Luftqualität haben ebenfalls einen großen Einfluss auf ein harmonisches Arbeitsumfeld und können im negativen Fall von der Arbeit ablenken. Das optimale Raumklima ist ein sehr individueller Faktor. Überlässt man den Mitarbeitenden die Entscheidung, an welchen Orten im Büro sie ihre Aufgaben erledigen möchten, können sich ihre Stimmung, ihre Effizienz und ihre Produktivität verbessern.
Nicht nur visuelle Einflüsse können sich auf die Effizienz der Beschäftigten auswirken, laut Forschung werden 30 Prozent der in Büros arbeitenden Menschen durch Lärm oder akustische Reize gestört. Nach jeder Störung braucht man in der Regel bis zu 20 Minuten, um seine Konzentration zurückzugewinnen. Produkte wie Akustikwände, Polstermöbel, Möbel mit hoher Rückenlehne, sanft schließende Türen und Schubladen oder schalldämmende Tischplatten reduzieren Lärm und schaffen einen gesunden Arbeitsplatz.
Zwischenmenschlich muss es stimmen
Selbst wenn alle physischen Faktoren der Ergonomie in einem Büro optimal sind: Für das Wohlbefinden der Mitarbeitenden sind eine harmonische Arbeitskultur, ein fairer Führungsstil und eine angemessene Arbeitsbelastung ebenso essenziell. „Um diese ergonomischen Aspekte umzusetzen, sollten Unternehmen Bedingungen schaffen, unter denen sich die Beschäftigten wohlfühlen und ihr Bestes geben können. Wenn die tägliche Arbeitsroutine optimal unterstützt wird, verbessert sie auf gewisse Weise auch das Gesamterlebnis des Büros.
Geringerer Krankenstand durch Ergonomie
Wer eine gute Ergonomie im Unternehmen erreicht, wird die Gesundheit und Produktivität der Beschäftigten verbessern und somit den Krankenstand reduzieren. Eine ganzheitliche Ergonomie macht eine Arbeitsumgebung erst zu einem attraktiven Büro, das den Teamgeist stärkt. Dies hilft sowohl bei der Bindung der Beschäftigten an das Unternehmen als auch bei der Gewinnung neuer Talente.
Autor: Dr. Jens Gebhardt, Commercial Director der Kinnarps GmbH