• Fachbeitrag

Was macht ein Premiumprodukt wirklich aus?

Oft hört man die vorherrschende Meinung: „Marke ist mir egal, die kommen alle aus derselben Bude“. Aber stimmt das so? Nun, ja und nein. Natürlich gibt es Lohnproduktionen bei denen Handschuhe im Auftrag gefertigt werden und ja, gerade im niedrigen Preissegment, findet man dieses Produkt in ähnlicher Art und Weise mit verschiedenen „Herstellerstempel“. Hingegen bei den etablierten Herstellern, mit kontrollierter Fertigung, es fast keine schlechten Handschuhe gibt. Die Produktauswahl kann über herstellereigene Anwendungs-Suchmaschinen „Glove Finder“ unter Bezug auf Schnitthemmung, thermische Beständigkeit oder antistatische Eigenschaft, Art der Beschichtung, sonstige Eigenschaften wie Touchscreen Fähigkeit, etc. eingegrenzt werden. Aber woran erkenne ich ein qualitativ hochwertiges Produkt aus verantwortungsbewusster Produktion?

Die eierlegende Wollmilchsau?

Die Passform ist das A und O! Wenn der Zeigefinger zu kurz, der kleinen Finger zu lang, zu dick, der Handteller zu weit, das Bündchen zu eng ist, kein umfänglicher Größenspiegel zur Verfügung steht, kein ergonomisches Fertigungskonzept vorliegt, dann leidet der Tragekomfort massiv und wird vom Täger abgelehnt. Was nutzt der „beste“ Schutz, wenn er nicht getragen wird?
Leistungsfähige Garne sollten verwendet werden, um die mechanische Festigkeit zu erhöhen und die Beschichtung sollte höchsten abriebfesten Ansprüchen genügen, um eine Langlebigkeit zu gewährleisten. Unterschiedliche Beschichtungsarten machen die Handschuhe dazu auch widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit, Fette, Öle und Chemikalien.
Wie sieht es mit der Reinheit aus? Selbstredend sollten keine Chemikalien verwendet werden, die nicht in Europa zugelassen sind. Viele Hersteller werben dazu mit einem Label für schadstoffgeprüfte Textilien, oder einer Hygienefunktion. Wünschenswert ist, dass die Handschuhe wiederverwendbar und somit waschbar sind, bzw. schon im Werk vorgewaschen worden.
Um eine Gefährdung für den Träger auszuschließen, sind aber dermatologische Prüfverfahren unerlässlich.
Und wenn man das alles hat, also einen passenden Handschuh gefunden hat, der vielversprechende Eigenschaften mit sich bringt, preislich akzeptabel ist, der zukünftige Partner auch den Tragetest begleitet und die Auswertung mit geeigneten Handschuhplan erstellt, dann stellt sich noch die Frage: Woher kommt das Produkt eigentlich? 
Ist der Anbieter selbst Hersteller, in welchem Land wird nach welchen Qualitäts- und Umweltschutzanforderungen produziert, wie sehen die Arbeitsbedingungen und das soziale Arrangement dort aus? Welche Maßnahmen zur Bewertung und Reduzierung der Umweltverschmutzung und Abfallvermeidung wurden eingeleitet, gibt es ein ökologisches Arrangement am Produktionsstandort? Lassen sich alle Versprechen auch mit einem ISO / EN Zertifikate ausreichend belegen?
Ein Handschuh ist nicht nur ein Handschuh, es ist ein technisch anspruchsvolles Produkt eingebunden in einen komplexen, ökologischen und ökonomischen Prozess. Nachfolgende Auflistung kann Ihnen die Auswahl erleichtern.

Text: Oliver Seliger
Oliver Seliger ist Regional Sales Manager bei ATG Hand Care (Pvt.) Ltd, einem großen Hersteller aus Sri Lanka.
Er war maßgeblich an der Erstellung der vorliegenden Marktübersicht aus fachlicher Sicht beteiligt.